LEHMWERKSTATT

Ferienprojekt für junge Menschen von 10 - 14 Jahren

Bauabschnitt 1: 15. - 19.10.2018 in den Herbstferien
Bauabschnitt 2: 15. - 23.07.2019 in den Sommerferien
Leitung: Harriet Wölki und Refaa Barakat
Kooperation: elTing - Atelier für Bildhauerei, Eltingstr. 26, 45141 Essen
Jugendamt der Stadt Essen, Maxstr. 56, 45127 Essen
Pfarrei St. Gertrud, Rottstr. 36, 45127 Essen
Kulturrucksack NRW

Die in den Herbstferien 2018 begonnene Lehmhütte vollendeten wir mit alten und neuen Teilnehmern, Gästen und Besucherkindern in den Sommerferien 2019 an sechs Vormittagen im Garten von St. Gertrud.

Das Grundgerüst der Lehmhütte setzten wir in Bauabschnitt 1 mit 10 Teilnehmern in den Herbstferien 2018 aus Vierkanthölzern mit Holzdübeln und Leim anhand eines “Bauplans” zusammen. Dann richteten wir gemeinsam schrittweise alle vier Seitenwände auf, fügten sie nach und nach zusammen und verschraubten sie miteinander.

Ebenso wurde ein Flachdach aus zwei OSB-Platten zusammengefügt, verleimt und ein Aufsatz aus Dachlatten zurechtgesägt und mit Schrauben am Flachdach befestigt. Das Dach wurde passgenau in den oberen Rahmen der Hütte eingefügt. Die Befestigung erfolgte von oben mit Holzschrauben an den Eckpfosten bzw. Rahmenhölzern.

Anschließend wurde rundherum die, für den Lehmputz wichtige, Schilfrohrmatte mit Kabelbindern an den Holzbalken in den Zwischenräumen des Grundgerüsts angebracht. Nur die Öffnung für die Tür blieb frei. Mit einer Gartenschere wurden Fensteröffnungen in die Schilfmatte geschnitten für Fensterrahmen mit Acrylglas und eine Holztür.

Zwischenzeitlich hatten andere Teilnehmer mit dem Anrühren und Antragen des ersten 500- kg-Sacks Lehm begonnen.

Aber mehr als zwei erste Lehmschichten von innen und außen konnten wir in der uns zur Verfügung stehenden Zeit nicht antragen.

Die Hütte war aber soweit fertig geworden und wetterfest, daß sie den Winter gut überstehen konnte.

Zum Abschluß der Lehmwerkstatt nahmen wir an einer Führung im Ruhr Museum auf Zeche Zollverein teil. Wir bekamen viele Ausstellungsstücke zur Entwicklung der Menschheit erklärt. Im anschließenden Steinzeit Workshop stellten wir ein einfaches Werkzeug wie es die Steinzeitmenschen benutzt hatten, aus Holz, einer Feuersteinklinge und Birkenpech bzw. Heißkleber her.

Mit einem zweiten “Bauantrag” für die Sommerferien 2020 baten wir um eine Fortsetzung des Lehmbau-Projekts, um unsere Hütte zu vollenden. Die Wände der Hütte waren noch viel zu dünn und sollten mit dem restlichen Lehm verstärkt werden. Ebenso fehlten Fenster und eine abschließbare Tür.

Der “Bauantrag” für Bauabschnitt 2 wurde 2019 genehmigt. So konnten wir mit Mitteln des Kulturrucksacks unser Projekt im Sommer 2019 mit alten und neuen Teilnehmern beenden.

Die Hütte wurde zu Beginn mit Malerfilz von innen ausgelegt und auch um die Hütte herum wurde Malerfilz verlegt, um überflüssige Verschmutzung mit Lehm zu vermeiden.

Wie im Vorjahr musste Strohlehm mit Wasser angerührt werden. Dafür musste Wasser mit einem Gartenschlauch in eine große Wanne geleitet werden und der Lehm mit kleinen Eimern und Schippen aus dem großen Sack zur Wanne gebracht, hinein geschüttet und mit einem Rührhaken maschinell angerührt werden. Unter Aufsicht durfte jeweils ein Teilnehmer mit dem Rührhaken Lehm mischen. Dann konnte mit der Arbeit an den Wänden begonnen werden.

Mit Restbeständen aus dem ersten Sack Lehm und dem zweiten 500 kg Sack wurden die Wände der Hütte schließlich auf eine stabile Wandstärke von ca. 6 cm gebracht.

Wer an den Wänden mithalf, holte sich in kleinen Baueimern eine tragbare Portion Lehm. Im Stehen auf Hockern wurden auch die oberen Wandteile erreicht.

Die Teilnehmer arbeiteten mit ihren Händen und/oder kleinen Schippen, um den Lehm an die Wand zu bringen, Ritzen und Löcher zu verschließen.

Am dritten Tag der Lehmwerkstatt brauchte die Hütte eine “Trockenzeit”.

Wir besuchten an diesem Tag das Mineralienmuseum in Kupferdreh und nahmen an einer Führung und einem Steinzeit Workshop teil. Mit Schädeln verschiedener Menschen- und Affenarten sowie vielen anderen Exponaten ging es, wie im Ruhr Museum auf Zollverein, wieder um die Entwicklung der Menschheit.

Nicht alle Teilnehmer konnten gleichzeitig an den Wänden der Lehmhütte arbeiten.

Die anderen Teilnehmer kümmerten sich derweil um die Anfertigung von vier kleinen Fenstern und einer Tür aus Holzdielen. Für diese Arbeiten musste gemessen, Holz und Acrylglas zurecht gesägt, zurecht geschnitten, geschraubt und Schlitze zur Befestigung geschnitzt werden.

Unsere Mittagspause verbrachten wir meistens draußen im Garten von St. Gertrud und nur bei schlechtem Wetter im Turm von St. Gertrud. Der Spielplatz vor St. Gertrud und ein Fußball im Garten sorgten wieder für Bewegung in der Mittagspause.

Nach und nach wurden die Fenster in die dafür vorgesehenen Öffnungen eingefügt und mit Lehmputz verfugt.

Zum Abschluß wurde die Holztür mit Scharnieren an den Türbalken verschraubt und ein Türriegel mit Schloß angebracht. Alles von Hand!

Fertig! Der Lehm muss jetzt nur noch durchtrocknen.

Der Schlüssel für die Hütte wurde an den gemeinnützige Verein “Fairsorger e. V.”, der eine Suppenküche für Obdachlose vor St. Gertrud betreibt, übergeben. Der Verein freut sich, daß er die Hütte nutzen kann, um die für seine Arbeit benötigten Biergarnituren dort wetterfest, nah und abschließbar unterstellen zu können.